Der Widerhall Woche 20

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Dinçer Güçyeter über seinen in Leipzig mit dem Buchpreis ausgezeichneten Roman „Unser Deutschlandmärchen“

Vergangenen Donnerstag, am 11. Mai 2023, las der Autor Dinçer Güçyeter in der Kurdirektion Bad Ischl aus seinem Roman „Unser Deutschlandmärchen“, der gerade mit dem Preis der Leipziger Buchmesse für Belletristik ausgezeichnet wurde. In dem vielstimmigen Roman, der vor allem über die weibliche Linie erzählt wird, vermischt sich Familien- mit Zeitgeschichte. Es ist ein Zwiegespräch zwischen einer Mutter und ihrem Sohn, und zugleich die Aufforderung, gesamtgesellschaftlich miteinander im Gespräch zu bleiben. In dieser Geschichte einer Gastarbeiterfamilie werden die Wunden der Entwurzelung aufgezeigt, und warum es umso wichtiger ist, auch Verletzlichkeit zeigen zu können. Im Gespräch erzählt Dinçer Güçyeter von der politischen Dimension seines Romans, Literatur von unten, dem Rhythmus in der Sprache und wie wir die Poesie im Alltäglichen finden können. Foto links: Susanne Peter, Dinçer Güçyeter

Dinçer Güçyeter, geboren 1979 in Nettetal, ist Theatermacher, Lyriker, Herausgeber und Verleger. Im Jahr 2012 gründete Güçyeter den ELIF VERLAG mit dem Programmschwerpunkt Lyrik. Seinen Verlag finanziert Güçyeter bis heute als Gabelstaplerfahrer in Teilzeit. Für den 2021 erschienenen Band „Mein Prinz, ich bin das Ghetto“ erhielt der Autor den Peter-Huchel-Preis. Sein Romandebüt „Unser Deutschlandmärchen“ ist 2022 im mikrotext Verlag erschienen.

Aus der Begründung der Jury zum Preis der Leipziger Buchmesse:
Traditionell wie innovativ queer erzählt, reißt einen diese Einwanderergeschichte mit ihrer Emotionalität und großen politischen Bedeutung von Anfang an mit. Der Roman blickt auf deutsche und europäische Verhältnisse, lässt die Worte zum Himmel fliegen, spart aber gleichzeitig die Demütigungen am Boden nicht aus. Dinçer Güçyeter fängt Geschichten mit einem Netz ein, das feiner gewebt ist als ein Schmetterlingskescher, kann schmerzliche Momente in komische verwandeln und hat uns mit „Unser Deutschlandmärchen“ einen mehrstimmigen Roman geschenkt, dessen poetischer Chor noch weiterklingen wird.